Ein Ausflug voller Überraschungen
War das ein spannender Abend neulich! Der Ausflug der SP Bueri-Perle führte eine stattliche Gruppe Interessierter „nur“ bis zum altstadtnächsten Bauernhof in der Stadt Luzern, direkt hinter der Museggmauer (www.hinter-musegg.ch).
Der Hof liegt unmittelbar hinter der 700-jährigen Museggmauer, die mit ihren mächtigen Türmen in schönstem Abendlicht erstrahlte. Durch den Abend führte Walter Fassbind, der mit seiner Frau Pia den Betrieb führt. Die Geschichte wurde in kürzester Zeit abgehandelt, inklusive die Sandsteinkompression in der letzten Eiszeit vor 20‘000 Jahren und der 100-jährige Besitz des Hofes durch das Hotel Schweizerhof Mitte 19. bis 20. Jahrhundert. Heute ist der Hof im Besitz der Stadt Luzern und wird von einer Stiftung geführt, mit dem Zweck, im Kultur- und Lebensraum Musegg das reichhaltige kulturelle Erbe, die natürliche Umwelt und die heimische Tierwelt zu erhalten. Nebst dem Betrieb des Bauernhofes inkl. Hofladen ist es das Ziel, das allgemeine Verständnis für kulturelle und ökologische Werte in der Öffentlichkeit zu fördern. Eine Absichtserklärung, mit der bei der SP offene Türen eingerannt werden. Auf dem Hof haben wir Ziegen, Geflügel und kleine Schweine gesehen, daneben gibt’s noch schottische Hochlandrinder und Alpakas.
Auf Hinter-Musegg sind die Bio-Agro-Aktivitäten nur Teil des Ganzen. Die ausgesprochenen Macherqualitäten des Hofleiters haben uns verblüfft. Er führt mit einem Team neben dem Bauernhof eine Sommerbeiz (im Winter werden da die Tiere gefüttert), er braut eigenes Bier und er ist der treibende Geist für allerhand Innovationen. Das Wohn- und Stallgebäude musste neu aufgebaut werden, umweltgerecht mit 440 600 Quadratmeter Solardach. Heute braucht das Haus noch 5% der Primärenergie oder 95% weniger als das frühere Gebäude. Natürlich erklärte er uns, was Primärenergie ist und mit welcher Technik das gelöst worden ist. Daneben fungiert der Hofleiter als Pförtner der öffentlich zugänglichen Musseggtürme sowie als Stadtökologe der Stadt Zug in einem Teilpensum.
Soweit die Solarpanels Überschussenergie produzieren wird diese zunächst in einem Oldtimer Chevrolet-Pickup gespeichert (auf diese Idee muss man erst mal kommen), erst danach ins Netz der EWL eingespiesen. Der Chevi allein war schon den Besuch wert, er ist ein weltweites Unikum und selbstverständlich fahrtüchtig mit einer Reichweite von 200 km! Den Umbau inkl. Ausbau des Benzin- und Einbau des Elektromotors mit Rekuperation (!) und Erhalt des 3-Gang-Originalgetriebes hat der Pionier selbst bewältigt. Neuland war dieses Projekt auch für das Strassenverkehrsamt. Offenbar hat sich die Initiative schon herumgesprochen, selbst Leute von Tesla und BMW haben sich vom Renovierer fundiert informieren lassen.
Für Liebhaber von brandneuer Technik gab’s auch noch einen Leckerbissen zu bestaunen, nämlich einen Elektro-Töff der österreichischen Marke Johammer, wovon es in der Schweiz nur gerade 4 Stück gibt. Das Teil ist ein echter Hingucker mit futuristischem Aufbau und Aussehen. Natürlich wird auch dieser ab dem hofeigenen Strom betrieben, ausser die Reise gehe – wie neulich – nach Spanien. Wie der Oldtimer kennt der moderne E-Cruiser auch Strom-Rekuperation bergab und beim Anbremsen, ebenso eine Reichweite von 200 km.
Zum Schluss wurde bei einem Gelfinger Zweigelt und einer ausgezeichneten Heusuppe noch lange gefachsimpelt und auch etwas politisiert. Armes Luzern, das gleichentags aus Finanzgründen die Salle Modulable beerdigte. Reiches Luzern, das solch Prunkstücke wie Hinter-Musegg aufzuweisen hat, das viel zu Wenige kennen. Jedenfalls hat der anregende SP-Ausflug den Teilnehmenden viel Wissenswertes vermittelt. Kann zur Nachahmung allen – auch Nichtpolitischen – empfohlen werden, denn es stimmt: Das Gute liegt so nah.